Was ist das IMKS?

Wie kann die Stadt Solingen die aktuellen Herausforderungen in Bezug auf Klimawandel, Gesundheitsförderung oder auch soziale Themen angehen und für sich lösen?

Wie kann die Aufenthaltsqualität in der Stadt vergrößert werden, sodass auch Kinder und Senioren ohne Probleme eigenständig mobil werden und bleiben?

Wie kann das Klima auch vor der Haustür durch mehr „Grün“ angenehmer und die Erreichbarkeit von Parks und Erholungsbereichen verbessert werden?

Aktuell stehen alle Länder und Städte vor großen Aufgaben. Das Themenfeld „Mobilität“ spielt dabei eine wichtige Rolle, da es viele Bereiche des Alltags berührt und weitere verbindet.

Damit für die Mobilität der Solingerinnen und Solinger und auch ihrer Besuchenden diese Herausforderungen angegangen und effektiv gelöst werden können, ist vorab die Erarbeitung eines Zielbildes bzw. einer Strategie notwendig. Erst mit einem klaren Bild der Zukunft Solingens können die vielen kleinen und großen Verkehrsprojekte effektiv und zielgerichtet umgesetzt werden. Im Zentrum der Erarbeitung steht die Frage:

Wie sieht eine lebenswerte(re) Stadt Solingen aus?

Mobilität kann immer nur im Zusammenhang mit weiteren Themen gesehen werden, wie z.B.

– die Stadtentwicklung (z.B. wo wird gewohnt, wo eingekauft),
– die Sicherheit (z.B. Angsträume, Unfälle),
– die eigenständige Mobilität von Kindern, Senioren und Mobilitätseingeschränkten Personen (z.B. mit Kinderwagen, Rollator oder Taststock)
– oder auch die Erreichbarkeit wichtiger Ziele.

Der Modal Split – das ist die Aufteilung der Wege auf die verschiedenen Verkehrsmittel – zeigt den MIV (motorisierter Individualverkehr) als dominantes Verkehrssystem. In den letzten Jahren stellte sich jedoch ein langsamer Wandel ein. Der Radverkehr konnte einen spürbaren Aufschwung erleben. Der öffentliche Verkehr bildet mit dem O-Bus-System sowie fünf Bahn-Haltepunkten im Stadtgebiet ein nachhaltiges Rückgrat der Mobilität. Das Verkehrsmittelangebot wird durch E-Tretroller sowie ein derzeit kleines Angebot an Car Sharing Fahrzeugen abgerundet. Eine Besonderheit stellt außerdem die Seilbahn zwischen Ober- und Unterburg dar. Diese transportiert auch Fahrräder und ist damit Teil des offiziellen Radverkehrsnetzes NRW.

2018 hat der Rat der Stadt die Nachhaltigkeitsstrategie für Solingen beschlossen. Diese beschreibt in sechs unterschiedlichen Themenfeldern die Ziele Solingens zur Erreichung einer ökologisch intakten, ökonomisch erfolgreichen und sozial ausgewogenen Kommune bei. Die Ziele werden über verschiedene Maßnahmen bzw. Umsetzungsprojekte beschrieben. Für den Bereich Mobilität sind das bspw. die Aufstellung einer Mobilitätsstrategie, die Umsetzung des Programms „sicher, fit und klimafreundlich zur Kita und Schule“ oder auch die Steigerung des Radverkehrsanteils über eine entsprechend ausgebaute Infrastruktur.

Was ist ein Integriertes Mobilitätskonzept?

Für die Erstellung eines „Mobilitätskonzeptes“ gibt es in der Fachwelt mehrere Leitfäden, Handbücher und Hinweise. Teilweise werden auch Begriffe wie z.B. „Verkehrsentwicklungsplan“ oder „Mobilitätsplan“ verwendet. Bei der Erstellung des Integrierten Mobilitätskonzeptes für die Klingenstadt Solingen (IMKS) wird die folgende Definition zugrunde gelegt:

Das Ziel eines Integrierten Mobilitätskonzeptes ist es,
• ein integriertes Handlungskonzept
• mit grundlegenden Lösungsansätzen
• zur Sicherung einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung
aufzustellen und zu realisieren.

Je kleinteiliger der betrachtete Raum ist, desto detaillierter sind die Lösungsansätze eines Mobilitätskonzeptes. Entsprechend bewegen sich Mobilitätkonzepte für kleine Kommunen oder einzelne Quartiere eher auf der Maßnahmenebene. Das heißt für bestimmte Straßenabschnitte oder einzelne Knotenpunkte werden konkrete Maßnahmen vorgeschlagen. Je größer der betrachtete Raum ist, desto weniger Details umfassen die Lösungsansätze. In großen Städten wie Solingen bewegen sich Mobilitätskonzepte daher auf der strategisch-konzeptionellen Ebene, das heißt, hier geht es mehr um die grundsätzliche Gestaltung der Mobilität in der Stadt.

Grundausrichtung des IMKS

Durch die Nachhaltigkeitsstrategie, die 2018 beschlossen wurde, stehen bereits einzelne Mobilitätsziele der Klingenstadt Solingen fest und es wurden Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele festgehalten. Um diese Maßnahmen nun umzusetzen und auch die Gesamtthematik umfassender zu betrachten, bedarf es der Festlegung von Grundsätzen und Zielbildern auf einer strategischen, stadtweiten Ebene. Erst mit einem Zielbild können sich Einzelmaßnahmen in die gleiche Richtung bewegen und widersprechen sich nicht. Auch auf den ersten Blick widersprüchliche Projekte können so in einem Gesamtziel münden.

Mit diesen Grundsätzen können zum Beispiel im Planungsprozess von Einzelmaßnahmen immer wieder aufkommende Diskussionen über Konfliktpunkte mit deutlich reduziertem Zeit- und Personalaufwand grundsätzlich diskutiert werden um perspektivisch die Umsetzung von Maßnahmen einfacher und schneller zu ermöglichen. Grundsätze auf der strategischen Planungsebene dienen also dazu, den Umsetzungsprozess von Einzelmaßnahmen zu vereinfachen und damit zu beschleunigen. Darüber hinaus dienen sie der effektiven Verteilung vorhandener Finanzmittel.

Die strategische Planungsebene bzw. die hier erarbeiteten Ergebnisse stellen in ihrer Gesamtheit dann die Mobilitätsstrategie dar. Diese bildet die Grundlage für die Gestaltung von Mobilität und Verkehr in Solingen in den nächsten Jahren. Ergänzend werden Handlungsfelder aufgezeigt, in denen zukünftig Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Mobilitätsziele zu erreichen. Für diese Handlungsfelder werden anschließend konzeptionelle Planungen sowie danach Detailplanungen erarbeitet. Dies erfolgt jedoch nicht mehr als Teil des IMKS. Das IMKS umfasst die Punkte, die in der nachfolgenden Abbildung farbig dargestellt sind. In seiner Gänze bildet das IMKS zukünftig also die Klammer bzw. Grundlage für weitere thematische oder räumliche Konzepte (z.B. Radverkehr / Fußverkehr / Wirtschaftsverkehr) sowie für fächerübergreifende Überlegungen (z.B. Stadtentwicklung, Gebäudemanagement).

Bausteine des IMKS

Das Ziel des IMKS ist es, alle Verkehrssysteme übergreifend zu betrachten, integrierend zu behandeln und eine Strategie zu entwickeln, wie die Mobilität bzw. der Verkehr in den nächsten Jahren gestaltet werden soll.

Um die oben beschriebenen Ziele zu erreichen, ist die Bearbeitung des IMKS in zwei Phasen unterteilt. In der ersten Phase wird die Mobilitätsstrategie entwickelt. Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist dabei ein existenzieller Baustein. Dazu werden verschiedene Workshops durchgeführt. Neben der Politik, verschiedenen Institutionen sowie der Verwaltung, soll ein möglichst repräsentativer Querschnitt der Bürgerinnen und Bürger an den Workshops teilnehmen, da diese die Experten quasi „in eigener Sache“, also eigener Mobilität, sind. Deshalb hat die Verwaltung in einer unabhängigen Stichprobenziehung insgesamt 1.800 Personen angeschrieben, die einen bevorzugten Platz für die Teilnahme an den Workshops erhalten.

Die Stadtgesellschaft kann sich daneben über verschiedene weitere Formate – z. B. über die Projekthomepage – beteiligen. Neben diesem Beteiligungsprozess erfolgt eine intensive Bestandsaufnahme der Mobilität und des Verkehrs bzw. der Infrastrukturen in Solingen. Auf der Grundlage der Ergebnisse aus dem Beteiligungsprozess und der Bestandsanalyse werden in der zweiten Phase (erste Jahreshälfte 2024) die Handlungsfelder für die Umsetzung des IMKS aufgestellt und Vorrangnetze für den Kraftfahrzeugverkehr und den Radverkehr definiert. Für ausgewählte Einzelmaßnahmen wird die Umsetzung anhand von Projektsteckbriefen vertieft. Diese leiten dann die nächsten Schritte nach dem IMKS an.

Der – vorläufige – Abschluss des IMKS ist für Mitte 2024 geplant.
Da das IMKS jedoch die Grundlage für Planungen der nächsten 15 bis 20 Jahre darstellt, wird der Prozess der Umsetzung der Mobilitätsstrategie weitergehen. Es ist damit zu rechnen, dass sich Rahmenbedingungen ändern oder Prioritäten und Zielsetzungen im Laufe der Zeit nachzusteuern sind. Daher bedarf es einer regelmäßigen Evaluation und Fortschreibung des IMKS.